
Heute durfte ich mit Karin Patton über die Dunstan Baby Language sprechen. Und Karin zuzuhören, hat richtig Spass gemacht. Denn Karin kann gefühlt alles. Die Thurgauerin ist gelernte Anästhesie Pflegefachfrau, Brauereibesitzerin, Biersommelière und Babyzeichen und ‑sprache Übersetzerin.
Um letzteres ging es in unserem Gespräch natürlich vor allem. Karin hat sich die Zeit genommen, mir die Dunstan Baby Language zu erklären. Zudem hat sie mir die Workshops beschrieben, in welchen sie werdenden Eltern beibringt, die Laute zu verstehen die das Neugeborene von sich gibt und bedürfnisorientiert darauf zu reagieren.
Meine erste Reaktion war: Dunstan – was? Zugegeben, ich war nicht die fleissigste Leserin vor der Geburt unserer Tochter, aber das ein oder andere Buch habe ich schon aufgeklappt. Dunstan Baby Language ist mir leider dabei nicht untergekommen, was ich umso mehr bereue je mehr ich darüber lerne.
Eltern-Checkliste wird überflüssig
Nachdem wir vom Spital nach Hause durften, haben wir quasi immer die übliche Eltern-Checkliste abgearbeitet, ohne so genau zu wissen was unsere Tochter genau will: 1. Hunger 2. Windel 3. Müde …
Karin, die mit ihrem amerikanischen Mann selbst zwei Jungs von elf und vierzehn hat, erzählt und erklärt, dass es auch anders geht. Dunstan Baby Language wurde von der Australierin Priscilla Dunstan entdeckt. Als studierte Opernsängerin mit absolutem Gehör hat sie die Laute erkannt und ihr Vater, Professor für frühkindliche Entwicklung, konnte die Erkennung durch wissenschaftliche Forschungsergebnisse unterstützen. Definitiv weltweit bekannt wurde Dunstan Baby Language mit dem Auftritt bei Oprah Winfrey in 2006.
5 reflexartige Laute die deutlich machen was das Kind braucht
Jedes Kind, egal auf welchem Kontinent geboren, macht dieselben 5 Reflexlaute als Reaktion auf seine Bedürfnisse, welche sehr gezielt darauf hindeuten, was das Kind gerade braucht. Meist verlernen die Kinder diese Reflexe nach vier Monaten, vor allem wenn die Eltern nicht darauf reagieren.
Deshalb unterrichtet Karin den Workshop am liebsten mit Eltern, solange die Frau noch schwanger ist. Denn ab Tag eins haben so die Neugeborenen und ihre Eltern eine Chance «auf Augenhöhe» zu kommunizieren. In den Workshops wird intensiv geübt, die fünf Laute zu erkennen. Man muss sich schon konzentrieren um den Unterschied, vor allem zu Beginn, zu erkennen.
Karin trainiert neben dem Erkennen der Laute aber auch, wie die Eltern darauf bedürfnisorientiert eingehen können. Bei vier von fünf Lauten kann der Vater genauso kompetent reagieren wie die Mutter, bei nicht-stillenden Müttern sogar bei allen fünf. Das erleichtert für beide das Wochenbett ungemein, da je nach Verlauf der Geburt und Nächten die Frau deutlich entlastet werden kann.
Erleichternd finden die Eltern die Karins Workshop besucht haben auch, dass sie geschult sind die Bedürfnisse ihres Babys zu erkennen, bevor es zu weinen beginnt. So deutet das Baby beispielsweise im Schnitt schon 30 Minuten vor den bekannten Müdigkeitsanzeichen an, dass es müde ist und macht den «Müde-Laut». So braucht es nicht die Augen zu reiben oder sich an den Ohren zu ziehen, damit es schlafen darf.
Babybedürfnisse erkennen bevor es beginnt zu weinen
Wenn man dann das Baby hinlegt, ist es in der Regel noch nicht zu müde und hat weniger Mühe einzuschlafen. Karin erzählt: «Es ist lustig, man erkennt die Persönlichkeit eines Säuglings bereits in den ersten Tagen – während die einen ganz geduldig mehrmals ihre Eltern durch die Laute auf ihre Bedürfnisse aufmerksam machen, gibt es auch die ungeduldigen, die nach 1–2 Lauten direkt zu weinen anfangen».
Das Gespräch mit Karin hat riesig Spass gemacht. Ich bin sehr dankbar dafür, schon wieder eine tolle, vielfältige Frau kennengelernt zu haben, die mit beiden Beinen im Leben steht. Und freue mich umso mehr, dass ich euch hier davon berichten darf.
Die 5 Laute der Dunstan Baby Language sind:
- «Neh» = «Ich hab Hunger»
- «Eh» = «Ich muss aufstossen»
- «Eairh or earggghh» = «es rumort im unteren Bauch, das kann Bauchweh sein, ein Fürzchen das plagt oder das Baby muss stuhlen»
- «Heh» = «Es stört mich etwas an der Haut (kalt/heiss/nass/Ausschlag…»
- «Owh or oah» = «Ich bin müde»
Wie kann ich die Dunstan Babysprache lernen?
Am besten meldet ihr euch bei Karin direkt: karin@swissmonkey.com. Sie bietet entweder Privatworkshops auf Anfrage an (CHF200 + Anfahrt) oder in Gruppen (CHF90 pro Person / CHF130 pro Paar).
Und das funktioniert wirklich?
Es gibt einige Studien, die belegen, dass die Eltern mit 89 bis 95% Wahrscheinlichkeit die Laute des Kindes richtig verstanden haben. Zudem wurde erforscht, dass das Stresslevel der Eltern deutlich tiefer ist, da sie sich kompetenter fühlen und einen «Plan» haben was sie tun können um es ihrem Baby leichter zu machen. Hier zu einigen Studien:
- https://www.uerm.edu.ph/Forms/research/HSJ%205.1%20Jan.%20June%202016.pdf#page=6
- https://iopscience.iop.org/article/10.1088/1742–6596/1528/1/012019/meta
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